Von der Platte in die Kolle…

…Leipzigs Kolonnadenstraße ist ein kleines Schmuckstück. Ein liebenswerter Mikro-Kiez mit viel Kultur im Handgepäck. Wo einstmals Apels Garten, einer der großen Barockgärten Leipzigs stand, verläuft heute eine kleine, feine Kulturstraße, die in den letzten Jahren eine erstaunliche Wendung genommen hat…

…und liebens- und lesenswert, was eine bayerische Bewohnerin des Kolonnadenviertels über den Kiez zu sagen hat.https://multimedia.lvz.de/kolonnadenviertel#8008

Da heißt es, nicht lang…

…rumlabern, sondern einfach die Gunst der Stunde nutzen und raus in die Berge. Der Dreitälerblick vom Schartenkopf (Ammertal, Graswangtal, Ettal 😏), erfreulicherweise im schattigen Aufstieg, oben keine einzige Wolke. Perfetto. Und Laber scheint wirklich vom keltischen Sprachschatz zu kommen. “Labara“ bedeutet so viel wie “Schwatzende, Rauschende“. Da freut man sich doch umso mehr an dem berauschenden Ausblick und an den Enzianen sowieso…

Die Venedig Biennale 2022 ist…

…hochgelobt und doch muss ich leider sagen, dass es schon manchmal befremdlich ist, so viel Ethno vor so viel elitärem, weißen Publikum. Da fehlen einfach die Menschen, um die es geht, was z.B. bei der Biennale in Südindien, in Cochin anders ist. Trotzdem, ein paar “locations“ waren augenfällig und einige sogar richtig gut. Die Amerikanerin Simone Leigh etwa mit ihren auf die afrikanischen roots zurückgehenden großen Plastiken – eine echte Ansage. Vielleicht ein bisserl zu viel Onkel Tom´s Hütte, aber trotzdem ein starker Auftakt gleich am Eingang ins Arsenale und im amerikanischen Pavillon. Aber auch hier gilt, die letzte Biennale in Cochin mit den von den Dobi Wallas gewaschenen Hemden der in die Sklaverei verschleppten Inder, war definitiv direkter. Ein Stich ins Herz. Trotzdem – der USA-Pavillon ist absolut sehenswert. Aber Venedig ist eben auch immer Bella Italia und Dolce Vita und manchmal weiß man nicht, was im Vordergrund steht. Und das steht für mich dann doch etwas im Widerspruch zu den plakativen Anklagen und Themen einer sich immer mehr entfremdenden Welt. Ob in manchen Pavillons in Venedig oder eben Kassel – es ist oft Kunst aus der 3. Welt für ein aufgeschlossenes Publikum, das in den meisten Fällen noch nie vor Ort war. Ein bisserl der Beigeschmack einer “Völkerschau“. Vielleicht. Aber wie Yuki Kihara den Südsee-Mythos von Paul Gauguin zerlegt, das hat was. Das Fremde bewegt eben und nur manchmal ist es so still und nachhaltig, wie im finnländischen Pavillon mit dem Beitrag der Sami, in dem nicht nur die Bäume durch die Decke wachsen.

Aber wie gesagt, das Fremde bewegt. Wie etwa bei den bewegten Bildern und Zuschauern von Francis Alÿs im Belgischen Pavillon mit den Videodokumentationen von spielenden Kindern, die sich jeder für sich, aber immer gemeinsam, auf ihre Art für eine harte Welt rüsten. Ob in Südindien oder Indonesien, in Chile oder in der Wildnis Finnlands…es ist trotzdem alles so weit weg! Da ist Maria Eichhorn im deutschen Pavillion mit dem „Relocating a structure“ einfach einen Schritt voraus. Kein großer Transport, „einfach“ nur nehmen, was da ist, Geschichte aufdecken, das Aufbrechen als Aufarbeitung und Kontinuum, die Geschichte mit Weiß auf Weiß schreiben, eben den gruseligen germanischen Nationaltempel mit wenigen “Kunstgriffen“ zerlegen. Was hier bewegt, ist unsere eigene befremdliche Geschichte. Wenige Schritte entfernt der russische Pavillon. Unbespielt, alleine und mit der markant gruseligen Jahreszahl 1914 an der Fassade. Auch das ist eine Aussage…

Venedig Biennale – Global South oder Dolce Vita

Wer mehr von Francis Alys und der waghalsigen Reifenfahrt oder dem summenden Kampf afrikanischer Kinder gegen Moskitos sehen will, klickt hier; http://francisalys.com/category/childrens-games/

Venedig kann sehr kalt sein – auch im August…

J.R.R. Tolkien und die Ents aus dem Knüllwald…

…scheinen eine geheime Verbindung zu haben. Ehrlich gesagt gehöre ich wahrscheinlich zu den 35 Erdmenschen, die nicht “Herr der Ringe“ gelesen haben. Aber heute wurde dann doch bei mir, während einer kurzen Wanderung im Hutewald im Knüll, beim Anblick dieser sagenhaften Buche mein Interesse für Mittelerde geweckt. Keine Ahnung was Ents sind – aber das ist einer. Deswegen hab ich dann mal schnell mal zu Wikipedia geklickt und dort die Bestätigung gefunden. Also Zitat:

Die Ents werden geschaffen, um die Pflanzen, insbesondere die Bäume, vor feindlichen Kreaturen zu beschützen, und erwachen gleichzeitig mit den Elben. Obwohl Ents über zwei Beine, zwei Arme und ein Gesicht verfügen, sehen sie Bäumen zum Verwechseln ähnlich. Ents verfügen über eine sehr lange Lebensspanne, die sich über mehrere Zeitalter erstrecken kann, und führen ein sehr geruhsames und langsames Leben. Im Herrn der Ringe kommen nur männliche Ents vor, da sie, wie es heißt, die Entfrauen verloren haben. Es gibt daher schon lange keine Entings (Ent-Kinder) mehr.

Viele Ents werden im Laufe der Zeitalter träge oder baumisch. Sie beginnen zu wurzeln und bewegen sich nur noch selten. Diese Ents werden Huorns genannt. Viele können sich noch bewegen und sprechen. Sie hassen Orks und alle baumfällenden Wesen (so auch Zwerge und Menschen). Es gibt andererseits auch Bäume, die gewissermaßen entischwerden, also Bäume, die denken können, sich von der Stelle bewegen und sich sogar mit den Ents verständigen können. Es ist unklar, ob auch diese entisch gewordenen Bäume zu den Huorns gezählt werden.

Klar, hier handelt es sich klar um einen Huorn-Ent. Muss man nicht lang diskutieren. Aber so ist es eben im Hutewald und auf den Fabelwegen – da erzählen sich die Geschichten von selbst. Was aber jener Ent uns sagen will, der sich so sorgsam um Mutter und Kind kümmert, dass er sie sozusagen fest ins Herz geschlossen hat? Ist es vielleicht ein Ent, der doch seiner verlorenen Entfrau und vielleicht seinem Entling nachtrauert und dies entgegen allen anderen Ents in diesem Wald sogar noch offen zur Schau trägt! Denkbar wäre es in so einem Fabelwald auf alle Fälle!

Wie dem auch sei – der Gedanke an einen Ents-Wald hat etwas ganz faszinierendes und da sollte man sich sein kindliches Gemüt durchaus bewahren. Und wenn mann dann doch ins Nachdenken kommt, dann kann man ja mal in den Wald gehen, um etwas mehr Durchblick zu bekommen. Und Ents gibt es da, wo Bäume sind. Also nicht nur im Knüll, sondern auch in….

Hojotoho heijaha! Eine Abenteuerreise…

…beginnt und, ich muss ehrlich anmerken, gar nicht mal so schlecht. Man kann sagen, der Weg ist das Ziel und die Anreise öffentlich immer eine Herausforderung. Aber allen skeptischen Unkenrufen zum Trotz und dem steten Bahnbashing, das man die letzten Monate immer hört, läuft alles einwandfrei. Die öffentliche Anreise von Herrsching nach Rengshausen ( kann jeder mal googeln, wo das ist 😉 ) war wieder perfetto. Drei Verspätungen (ICE, ICE, Bus) und doch rechtzeitig am Ziel, eigentlich sogar noch früher. Denn die eher großmütterliche Ruftaxi-Fahrerin im stolzen über 70er Alter plus ihrem zusätzlichen örtlich-weiblichen Fahrgast waren fast 10 Minuten früher an der Anrufsammeltaxistelle und meinten, den jungen Mann kann da nicht hoch zum Hotel laufen lassen. Also “hojotoho“, den Walkürenruf geschmettert, und ab geht´s nach Rengshausen und zwar direkt bis vor die Haustür. Damit ist die zeitliche Bestmarke gebrochen! Rengshausen, wo das ist? Weiß ich auch nicht so genau, aber so wie es aussieht, bin ich im Knüllwald und dem Hutewald. Hört sich ziemlich verwunschen an. Knüllwald, Hutewald, klingt nach Wagner (nein) und Gebrüder Grimm (ja). Also Freunde: Schnell mal mit der BOB in die Berge, das kann doch jeder, aber Rengshausen…