Die Risikobewertung am…

…Ende einer Tour ist meist eine andere als am Anfang. Steht zu Beginn der Grundsatz „safety first“ im Vordergrund, der auch das Vorgehen und die Achtsamkeit während der Tour bestimmt, kommt es am glücklichen Ende der Tour meist zu einer anderen Bewertung. „No risk, no fun“. Beides stimmt. Aber am Ende ist man ja meist klüger und dann ist die Stunde des Konjunktivs. Hätte, sollte, könnte…Mag stimmen, nichtsdestotrotz ist man aber genau deswegen zum glücklichen Ende gekommen, gerade weil man sich an dem vorher definierten Sicherheitskonzept orientiert hat. Unterwegs kommt es natürlich immer wieder zu Neueinschätzungen, denn unterwegs sammelt man ja Erfahrungen und neue Informationen. Man blickt nach oben, das Wetter, die Hanglage, der Schnee usw., aber man hat sich eigene Richtlinien gesetzt und hastig alles Vorsätze über Bord zu schmeißen, war noch nie eine gute und zielführende Lösung. Wenn man dann am Ende sicher wieder „dahoam“ ist, mag man gerne darüber nachdenken, ob man nicht doch das ein oder andere noch hätte machen können. Ein Berg, an dem man nicht abstürzen kann, ist kein Berg. Stimmt. Es ist ein Hügel und für einen Hügel braucht man eigentlich kein Risikomanagement. Ist es ein Berg, dann schaut es anders aus und wahrscheinlich kommt man gerade deswegen gut wieder nach Hause, weil man eben nicht den Konjunktiv bemüht hat. Who knows.

Egoistisch und sympathisch…

…bleiben, so könnte ich für mich meine Handlungsrichtlinien nennen. Stimmt, man muss egoistisch werden in diesen Tagen. Aber für mich ist es nicht im Sinne eines „ich über alles“, sondern eines „ich bin es, der selbst auf sich achten muss.“ Denn ich kann es von niemanden erwarten, dass er auf mich Rücksicht nimmt. Nicht weil es dem anderen gleichgültig ist, sondern weil es ihm nicht zumutbar ist, ständig auf alle anderen zu achten. Man kann nicht immer auf alles achten. Deswegen ist die Achtsamkeit vorrangig mein Job und die Handlungsdirektive folgt so ein bisserl dem alten Spruch „Was du nicht willst, das man…“

Im gleichen Atemzug ist es für mich auch notwendig, sympathisch zu handeln. Dies dann aber auch im doppelten Sinne. Natürlich ist es schön, wenn man freundlich bleibt und höflich, es ist aber für mich auch zwingend, dem Wortlaut folgend, mitfühlsam zu bleiben. Und auch hier ist es fast so ein bisserl wie mit dem alten Spruch „Geteiltes Leid ist…“ Ob doppelte Freud´ oder halbes Leid mag jeder für sich entscheiden.

Milarepa legt die Hand ans Ohr, um der eigenen inneren Stimme zu lauschen. In seinem ersten Leben war er ja alles andere als ein sympathischer Kerl, aber irgendwie hat er dann doch ziemlich gut die Kurve hinbekommen. In diesen Tagen haben wir immer wieder die Möglichkeit und Notwendigkeit, der inneren Stimme Gehör zu schenken. Die ist nicht immer einstimmig und gleich, aber sie ist da. Und meistens zeigt sie uns auch einen guten Weg zwischen egoistisch und sympathisch.