Schaut schön aus…

…und hat auch gut geschmeckt 🙂 Da waren wir doch mal auf so einer Tischgesellschaft, bei der in feinstem ländlichen Ambiente ausgesuchte, nachhaltige lokale Produzenten mit ihrem ganzen Charme ihre Produkte vorstellen durften. Und wirklich jeder hatte auch etwas ausgesucht Feines dabei. Käse, Fisch. Oxymel vom Gundermann und was es so halt alles geben mag bei derartigen Veranstaltungen. Und damit der Tag auch etwas Inhalt für den Kopf bzw. für das eigene Essverhalten bringt, gab es auch noch zwei Vorträge. So sprach dann die Ernährungswissenschaftlerin über das Essverhalten und wie man doch ohne großen Aufwand am Tag mindestens 500 Kalorien über Bord werfen kann und wie man ohne Zucker gut über die Runden kommt. Macht Sinn und gut, dass man immer wieder mal daran erinnert wird, dass es auch Quark und Frischkäse statt Wurst und Wurst gibt. Keep it simple bei der Gewichtsreduzierung ist ein ermutigender Ansatz. Dass ständig das Wort Adipo… fiel, war schon eher etwas bedenklich, aber man wächst ja wie die Leber mit den Aufgaben. Der Sternekoch, der dann anschließend noch seine Probe zum Besten gab, fing seine performance mit den Worten an: „das war grad eben von der Vorrednerin schon eher etwas unfair“ und setzte erst einmal drei, vier gehäufte Löffel Butter in die Pfanne. Schließlich wollte er ja ein Färsensteak aus nachhaltiger Tierhaltung aus dem Kleinwalsertal vom Michi oder Hans oder Sepp (hab ich vergessen) anbraten. Das Tartar hatte er schon vorbereitet und als er eine Hand voll Salz ins Fleisch kippte, erschrak der ganze Saal zwecks Bluthochdruck nahezu ins Koma. „A bisser viel, da schneid ich noch was nei“ meinte er lächelnd. Und so gab´s nachhaltig und ganz gesund Färsensteak mit Rindertartar und das war absolut fein und köstlich. Die lange anstehende Schlange mit ewigen Wiederkehrern der ach so gesund lebenden Zuhörer bei der Tellervergabe machte dies deutlich. Ist ja auch in Ordnung. Die wirklich absolut erleichternde Info an der ganzen Show war einfach: Der Sternekoch hatte ein ganz einfaches Messer, also kein 1500 Euro Schwert mit japanischem Faltstahl und auch eine ganz normale einfache Pfanne und nicht irgend ein Superteil aus dem exotischen Küchenladen als Werkzeug. Und die Fleischstücke drehte er mit einem stinknormalen Löffel um, damit etwas von dem Liter geschmolzener Butter mit übers Fleisch läuft. Also an der Hardware liegt es wohl meist eher nicht, wenn’s nicht schmeckt. Super simpel. Nur die Rohware, die war eben ausgesucht und ganz besonders. Ein teures Messer macht also noch keinen guten Koch. Und wie dann eine der dünnen, älteren Damen nachfragte, wie den die wunderbaren kleinen Gemüsewürfelchen angemacht seien, ob es sich denn da um ein besondere Essenz, selbst eingelegt oder bei Mondschein angesetzt, handle, war die Antwort wieder einfachst: „A ganz stinknormaler Brandweinessig“. Und da schloss sich wieder der Kreis zur Vorrednerin, es bedarf keiner aufgeblasenen schaumschlägerischen Aktionen, sondern denk nach und keep it simple genügen. Eigentlich keine große Erkenntnis, aber manchmal kommt man eben aus der Spur. Im Endeffekt brauchen wir keine neurotische Diäten oder Ersatzprodunkte und auch keine Pfannen für 800 Euro, um ein Schnitzel zu braten oder Spargel zu dünsten. Was wir aber brauchen sind gesunde, wertvolle und hochwertige Lebensmittel und deswegen muss man eben diejenigen, die sich wie die oben erwähnten lokalen Produzenten dafür einsetzen, unterstützen. Allemal besser und mittelfristig auch günstiger, als all den Dreck in den Einkaufswagen zu schaufeln, den uns irgendwelche Discounter als frisch oder gesund vorgaukeln. Einfach einfach. Und wie der Sternekoch die Butter in die Pfanne schlug, musste ich an das Wiener Kochbuch von 1890 meiner Mutter (und die hat im wahrsten Sinne fürstlich gekocht) denken, in dem fast jedes Rezept mit den Worten begann: „man nehme 10 Deka Butter…“. Mindestens.