Frühlingswandern am Atlantik…

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… nach den kalten Wintertagen sorgt Portugals Süden für ein erstes, lang ersehntes Durchatmen. Sonne, Klippen, blauer Atlantik. Frühlingshafte Blütenpracht schmückt die südliche Steilküste Portugals. Auf der „Rota Vicentina“ im südlichen Alentejo und entlang der alten Pfade der Klippenfischer kann man unbeschwert dem Frühling entgegen wandern.

Unsere Wanderreise mit www.entdeckertouren.com/67245  vom 7. – 14.4.2018

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Zambujeira do Mar im südlichen  Portugal thront majestätisch über der Atlantikküste. Es ist einer dieser Orte, derentwegen man vielleicht Postkarten erfunden haben mag. Denn mehr als malerisch leuchtet über der weit ausladenden Bucht das kleine weiße Kirchlein auf einer steilen Felsklippe. Wie ein Signal der Zuversicht ragt es hinaus in die blauen Wogen des Atlantiks. Um den Fischern in ihren kleinen Nussschalen die Heimfahrt zu zeigen und um den Touristen einen Ausblick auf die ewig anrollenden Wellen des Atlantik zu gewähren. Unter dem Kirchplatz öffnet sich die weite und flache Sandbucht. Ein großes, imposantes Amphitheater mit schroffen Felsklippen als Ränge und dem weiten Meer das Auditorium. Schöner und beeindruckender kann eigentlich kein Startpunkt für eine Küstenwanderung sein. So schwenken die Blicke von den grauen Felswänden über den gelben Strand zum dunklen Blau. Der Blick verliert sich am gekrümmten Horizont. Knapp 5700 Kilometer weiter liegt Amerika. Die Küste von New Jersey, vielleicht das südliche New York. Dazwischen sind nur Wasser, Himmel und unendlich viele Wellen.
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Durchatmen, entspannen, wandern. Körper und Seele lechzen nach den ersten lauen Tagen, den ersten wirklich warmen Sonnenstrahlen und den Farben des Frühlings. Während sich bei uns der Frühling noch bitten lässt, leuchten hier bereits Ginster und Mimosenbäume in kräftigem Gelb. Lila blühende Löwenmäulchen widerstehen standhaft den Meeresbriesen. Weiß, gelb und violett blühende Mittagsblumen sorgen für ein farbenfrohes Wechselspiel. Die Sonne zeigt ihre Kraft. Vergessen sind Schal und Mütze, jetzt bedarf es Sonnenhut und Wanderkleidung.
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Die Rota Vicentina gilt als einer der schönsten und berühmtesten Fernwanderwege im südlichen Europa. Natur pur im Wechselspiel von Steilklippen, Meer, Macchia. Die Etappenziele der mäßig anstrengenden Tagesziele sind kleine, vergessene Ortschaften. Keine Hektik, kein Stress – einfach nur Wandern und Durchatmen.  Deswegen führen die meisten Tagesetappen entlang der spektakulären Küste. Ohne nennenswerte Steigungen, immer aussichtsreich am Kantenabbruch entlang. Es geht durch mediterrane Macchia, über sandbedeckte Dünen und durch felsgeprägte Klippenlandschaft. Vielfältig und abwechslungsreich wäre schlichtweg untertrieben. Man kann sich nicht sattsehen: Felsen, Stränden, Atlantik. An bizarren Felsnadeln thronen kunstfertig gebaute Storchennester. Bewohnt, manchmal mit Nachwuchs, trotzen sie selbstbewusst Wind und Wetter. Bucht für Bucht eröffnet sich und der Blick von oben mahnt, wie sauber Strände sein können. Nicht jede der Buchten ist zugänglich. Für die Sauberkeit sorgt ein anderes Phänomen. „Wir Portugiesen achten auf unsere Strände, “ lobt sich Wanderführer José und gesteht, „aber es ist auch die Strömung. Sie treibt den Müll vom Meer gen Norden.“ Sonne, Meer, eine aufblühende Vegetation – es ist ein wunderbares Gefühl nach einem langen Winter. Fast möchte man schon ins Wasser springen.
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Die Bucht der Sängerin
José spielt auf seinem Handy, plötzlich singt Amalia Rodriguez „Maria Lisboa“. Wir rasten oberhalb einer Bucht und lauschen der Mischung aus Wellenklang und Fado. Amalia Rodriguez war die berühmteste aller großen Fadosängerinnen, eine Maria Callas der Schwermut. „Fado“ bedeutet Schicksal und Amalia war die unangefochtene Schicksalskönigin. Als Amalia Rodrigues 1999 verstarb hatte Portugal die Stimme verloren. Mit warmem, konturenreichem  Timbre hatte Amalia von Abschied, Sehnsucht, Saudade, Zärtlichkeit und verlorener Liebe gesungen. Wir stehen an der  Baja Amalia, an ihren Klippen thront verlassen das Landhaus von Amalia Rodrigues. Die Bucht, der kleine Strand und der Alentejo waren ihre große Liebe. Das einstige Refugium ist verlassen. Geblieben sind ihre Lieder wie von  „Maria Lisboa“: „… aus Muscheln ist ihr Kleid, Algen hat sie im Haar. Sie verkauft Träume und Salzgeruch…“ Kurz hinter Amalia´s Bucht ist die erste Unterkunft. Ein kleines Landgut mit charmant eingerichteten Zimmern, Pool, Sonnenliegen, einer Espressomaschine und einer kleinen Bar mit eisgekühlten Sagres-Bier.

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