Albaniens charmanter Süden

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Im Süden Albaniens, dem Land der Adlersöhne, spannt sich in einem Bogen die weit ausladende Bucht von Saranda. Ein wahres Juwel. Authentisch, herzlich und charmant, mit einer hervorragenden Küche, aussichtsreichen Wanderungen und noch stillen Traumbuchten.

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Der Llogarapass an der Südküste Albaniens schraubt sich bis auf 1027m empor und ist bei klarer Sicht eine fantastische Aussichtskanzel. Der Pass, Grenze und Wasserscheide zwischen dem Adriatischen und dem Ionischen Meer, aber ist oft von Wolken verhangen, was ihm ein seltenes Naturschauspiel bietet. Auf dem Ausläufer des Ceraunischen Gebirges, der seit 1966 auch Nationalpark ist, wachsen Schwarzkiefern und die seltenen, uralten, oft über 1000 Jahre alten  Panzerkiefern. Aber kurz nach dem höchsten Punkt an der Passhöhe reißt die Wolkendecke auf. Wie aus einem Flugzeug fällt der Blick fällt nach unten und folgt dem 1000 Meter tiefer liegenden Küstenbogen bis zur Hafenstadt Saranda, dem antiken Hafen Onchesmos. Aus dem tiefblauen Meer taucht die Insel Korfu auf, Griechenland ist zum Greifen nahe, bei glasklarer Sicht meint man, das italienische Festland auszumachen. In weiten Kurven geht es hinunter zum Küstenort Dhërmi , einem ganz besonderen Schmuckstück im unbekannten Albanien. Viele der Einwohner sprechen hier schon Griechisch, die meisten Menschen sind orthodoxen Glaubens.

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Der Himmel brennt

Man kann es nicht anders sagen, der Himmel brennt. Die Sonne versinkt hinter den Flanken des Llogara-Passes, ein paar letzte Nachmittagswolken haben sich an der Bergkette des Hinterlands verfangen. Es ist ein Wechselspiel von Sonne, Meer, Bergen und durch den Zug der Wolken gemalte Lichtstimmungen. Der warme Wind von Süden und die Silhouette der vorgelagerten Inseln bis hinunter nach Korfu lassen Tropenstimmung aufkommen. Ein Sonnenuntergang am Strand von Dhërmi muss sich nicht vor Sonnenuntergängen in der Karibik verstecken. Überhaupt muss sich dieser wenig bekannte Küstenabschnitt Albaniens nicht mit Minderwertigkeitskomplexen plagen. Führende Tourismusspezialisten von Lonely Planet bis hin zur New York Times haben Albaniens Strände immer wieder gehypt und gemeldet, dass die Buchten und Strände zwischen Llogara und Saranda vom Feinsten sind. Die großen europäischen Tourismuskonsortien sind inzwischen auf dem Sprung.

Aber das verschlafene Dhërmi und die nördlichen Strände sind noch weitgehend verschont geblieben, vor allem in den stillen Monaten. Ein weiter, weiß leuchtender Kiesstrand, ein paar kleine Hotels, eine geschmackvolle, aber nicht übertriebene Bungalowanlage, ein Fischrestaurant mit gestaffelter Terrasse über dem Meer. Wer außerhalb der Hochsaison (Mitte Juli bis Ende August) Zeit und Muße findet, nach Dhërmi zu kommen, wird mit einem sehr ansprechenden Preis-Leistungsverhältnis belohnt. Extremes Strand- und Partyleben darf man dann nicht erwarten, denn vieles erinnert die beschauliche Stimmung und an das ländliche Griechenland vor 50 Jahren. Das hat was und ist schön.

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Wanderungen zwischen Küste und Bergen

Tage am Strand können bekanntermaßen lang werden und so bleibt Zeit, die Region zu entdecken. Die kulturellen Höhepunkte sind überschaubar, reduziert auf wenige erhalten orthodoxe Kirchen und die osmanische Festung des Ali Pascha aus dem frühen 19. Jahrhundert in Porto Palermo. Natur und Tradition aber ist ein großes Thema im  „ Mysterious South“ Albaniens. Unter diesem Slogan nämlich präsentiert sich die wenig bekannte Küstenregion mit ihrem bergigen Hinterland. Mit einfachen Mitteln versucht man im kaum erschlossenen Küstengebirge dem drohend gesichtslosen Badetourismus mit Wanderwegen Kontra zu bieten. In Kooperation mit der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit  GIZ wurde ein Netz von Wanderwegen und kleinen Pensionen  geschaffen, um d nachhaltige Tourismusentwicklung zu fördern. In einem offiziellen Download sind die schönsten Wanderwege gut beschrieben, GPS-Daten sind für Mountainbiker und Wanderer im Internet abrufbar. Es funktioniert also. Ohne großen Aufwand machbar ist der neu geschaffene Wanderweg entlang der Küste von Dhërmi  bis Himara. Ein Tagesrucksack ist schnell gepackt, einen Sonnenschutz, genügend Wasser und eine Brotzeit sollte man einstecken, dann kann es auch schon auf den rund 20 Kilometer langen Trail losgehen. Absolutes Highlight dieser Wanderung ist die Bucht von Qipe. Kann eine Bucht recht viel schöner sein?

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Auch oben in den Bergen locken Trekkingpfade und Tageswanderungen mit lohnenden Touren. Neu markierte Trails, den alten Wegen zwischen Dörfern und den Steigen der Hirten folgend, verbinden die trutzigen, hochgelegenen  Dörfer wie Kukes, Terbac, oder das alte Qeparo. Die historischen Ansiedlungen wurden aus Furcht vor Piraten wie Felsennester in die Berge geklebt und gleichen richtigen Aussichtsbalkonen. Problemlos machbar ist die Wanderung von Kudes nach Qeparo, einem verlassenen Dorf oberhalb der Küste. Es ist ein kurzer, etwa dreistündiger, aber umso traumhafterer Trail gen Meer. Am Ende nach einem Wanderbier in der Dorfkneipe wird man mit der gewaltigen Aussicht von der Panoramakanzel Qeparo über den Küstenbogen belohnt. Großes Kino Süden!

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Zitronen und Olivenöl

Spieß, Lamm, Joghurt und Schafskäse. In Albanien braucht es keinen einzigen Tag mit schlechter Küche. Nicht im Norden und schon gar nicht im Süden. Immer ist alles frisch, aus dem eigenen Garten, viel Gemüse, viel frisches Obst, reichlich Joghurt, Schafskäse. In den Bergen Lamm, an der Küste Fisch. Weg mit den Vorurteilen, Albanien ist eine kulinarische Entdeckung.image00027Mit einem kräftigen Schnitt teilt Pano eine Zitrone in zwei Hälften. Der goldgelbe Saft tropft schon bei der ersten Berührung der Klinge mit der Schale am Messer entlang auf den Boden.  Dann klappt Pano die beiden Hälften auf und meint bescheiden, dass Zitronen eben nicht immer nur Zitronen seien. Manche, so wie seine, wären etwas ganz besonderes. Götterfrüchte. Kombiniert mit dem eigenen, schweren Olivenöl, Brot und dunkelroten Tomaten aus dem Garten ist dies allein schon eine Köstlichkeit, die einem Albanien ins Herz brennt. Alles ist selbst gezogen und geerntet, handverlesen und natürlich ökologisch. Qualität ist Tradition und Tradition ist die große Klammer im Herzen aller Albaner.  Während Pano weiter über seinen Garten, die traumhaften Zitronen, das weiche vollmundige Olivenöl und die Tradition philosophiert, kümmert sich seine Frau Marinela um den Grill mit Fisch und geschmorten Paprika. Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe sitzen wir in Panos und Marinelas Garten in Qeparo unter der Pergola und schlemmen. Alles ist streng regional nach den Prinzipien von Slow Food und streng am Jahreszeitenkalender orientiert. Es ist einfach und gut, um nicht zu sagen, hervorragend.

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Pano´s und Marinela´s Restaurant „Veranda“ in Qeparo ist ein typisches Beispiel für das neue kulinarische Albanien. Was kein Mensch vermuten würde, wird zum Erlebnis. Albaniens Küche trumpft auf. Ob lokal oder mit internationalem Touch, ob ländlich oder kulinarisch fein kreiert: Es ist eine Lust und ein wahres Genuss, sich durch Albaniens Süden zu schlemmen. Edel und maritim in der Hafenstadt Dhurres, wo man besser italienisch maritim speisen kann als in vielen italienischen Orten, oder gekürt in der Hauptstadt Tirana im Mullixhiu bei Bledar Kola, ländlich rustikal mit Ziege und Schafskäse im Hinterland, üppig mediterran an der Küste. Fisch, Fleisch, Gemüse – alles ist aus erster Hand, aus eigenem Anbau. Das bei uns so hoch gelobte  „0-Kilometer-Menü“ ist hier die Regel, nicht die Ausnahme. Die Achtung und der Umgang mit den einfachen, aber hochwertigen Grundprodukten stecken den Köchen und Gastronomen im Blut. Die Finesse und die Kreativität haben sie in den langen Jahren der Abwesenheit gelernt. In Italien, in Frankreich, wo immer sie auf ihrer Flucht vor Enver Hoxa´s kranker sozialistischer Diktatur gestrandet waren, sind viele der geflohenen Albaner als Hilfskräfte und Köche in den Küchen der Welt untergekommen. Heute setzten sie ihr Wissen um und kombinieren internationale Küche mit lokalem Ambiente. Und das mit großem Erfolg!

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#Polizeiaufgabengesetz oder…

…die Geschichte vom Geldbeutel. Nun denn, heute war ja große Demo gegen das geplante PAG. War leider verhindert, aber die kleine Geschichte, die jetzt kommt, zeigt, wie nötig wir dieses PAG nicht brauchen.
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Eine gute Freundin von mir hat ihren Geldbeutel verloren. Rausgefallen, nicht gemerkt, ein paar Minuten später war er weg. Kommt vor, ist ärgerlich. Natürlich Geld drinn und vor allem Papiere. Ausweis, Karten, Fotos vom Gatten und den Kindern, eben ein richtiger Geldbeutel. Verloren im Landkreis Starnberg. Natürlich ist sie zur Polizei gegangen und tatsächlich gab es ein paar Tage später etwas zu vermelden. Im 50 Km entfernten Dachau wurde ein Geldbeutel abgegeben, auf den ersten Namen ihres Doppelnamens… ob denn das nun… Ok, zur Polizeistelle gegangen, die Sache geklärt. Und meine Freundin, stolze Trägerin eines so weit verbreiteten Teilnahmens wie Huber, Meier, Schmidt… wurde in Dachau fündig. Ihr Geldbeutel war 50 Km weiter da. Ja, meinte man auf der Polizeidienststelle, man habe sie doch verständigt, schriftlich! Doch leider war es die alte Adresse, wie sich herausstellte, denn vor drei Jahren, meinte meine Bekannte, war sie doch umgezogen und hatte sich ordentlichst umgemeldet. Und auf all den Papieren, Ausweis, Führerschein, Fahrzeugschein, stünde doch die neue Anschrift. Wie denn dass sein könne, dass man dann an die alte Anschrift schriebe??? Komplizierte Sachlage. Na ja, sie wollte sich jedenfalls beim Finder bedanken, aber der wollte incognito bleiben. Geld war logischerweise weg, aber all die Ausweise und Papiere waren da. Immerhin. Auf der Polizei meinte man, aus Datenschutzgründen dürfe man den Namen des Finders nicht weitergeben. Ok, nachvollziehbar. Aber so genau nahm man es dann mit dem versprochenen „Finderschutz“ dann doch irgendwie nicht, denn die Polizei hatte seine Visitenkarte in den Geldbeutel gesteckt, handschiftliche Notiz auf der Visitenkarte: Finder:yx…Mit kompletter Anschrift, Telefonnummer usw. Perfekter Datenschutz und wirklich clever, die Jungs. Wenn man bedenkt, dass sollte ja „geheim“ bleiben. Aber vielleicht war an dem Tag viel zu tun. Trotzdem, jetzt war es doch öffentlich oder doch zumindest offenkundig. Im Grunde alles ärgerlich und Pippifax, aber dann doch eben nicht. Die Benachrichtigung an die drei Jahre alte Anschrift, die Anschrift des Finders im Geldbeutel. Aber Hauptsache, alles ist wichtig und streng geheim. Sollte die Geschichte sich wirklich so zugetragen haben – und ich habe keinen Grund zu zweifeln – finde ich (sowieso): es braucht kein neues PAG, wenn man nicht einmal mit dem alten zurecht kommt! Aber wahrscheinlich war sowieso alles ganz anders und „Schmunzel“ “ Gefahr in Vollzug“ und überhaupt kann man bei einem Namen wie Hubermeierschmidtmüller sowieso nicht wissen, und Vorsicht ist besser als Nachdenken… Also weg mit dem Mist von PAG-Wahn!!!

Riga – back again..

…in kürzester Zeit. Knapp drei Wochen vorher die ersten Erkundungen, jetzt noch einmal intensiv und ausführlich. Und wieder fasziniert die Stadt mit ihrer wunderbaren Gegensätzlichkeit. Nicht nur im Nationalmuseum.
IMG_6904So bescheiden und still auf der einen Seite – so lebenslustig und modern auf der anderen. Riga hat einiges zu bieten. Die beiden gegensätzlichen Bilder von jungen Mädchen sprechen wohl für sich. Riga ist flächenmäßig so groß wie München, Lettland so groß wie Bayern. In Lettland leben in etwa soviel Menschen wie in München, ein gut Drittel davon in Riga. Die gefühlte Dichte an wirklich dicken Luxusautos wie Porsche, BMW, Mercedes, Lexus, Tesla, Jaguar, ist gefühlt zwanzig Mal so hoch wie in Bayerns Luxushauptstadt. Bei einem durchschnittlichen Einkommen von rund 800-1000 € keine schlechte Vorgabe.

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Vielleicht sollte man es aber auch wie der junge Richard Wagner machen, der hier mit 24 Jahren die Stelle des Kapellmeisters am deutschen Konzertsaal annahm. Er blieb knapp zwei Jahre, begann mit seiner ersten Oper „Rienzi“, war wieder pleite, flüchtete vor seinen Gläubigern nach London, wurde wohl auf der Überfahrt kräftig durchgestürmt, holte sich die Inspiration für den fliegenden Holländer und nahm auch sonst so einige Inspirationen für das spätere Bayreuth mit. In Riga schenkt man ihm seitdem wenig Beachtung. Der Konzertsaal und sein Wohnhaus sind heruntergekommen und geschlossen. Ich lobe mir das Cafe Rienzi mit den besten Trüffeln nördlich der Alpenhauptstadt. Auch das ist Inspiration.

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Wagner hin, Eisenstein her. Riga ist mit etwa 800 erhaltenen Jugendstilgebäuden die Art-Noveau-Hauptstadt schlechthin. Der Hauptarchitekt war ein Herr Eisenstein, Vater von Sergej Eisenstein (Panzerkreuzer Potemkin). Er durfte sich in Riga so richtig austoben und soll etwa 120 Gebäude entworfen haben. Nicht schlecht für die kurze Phase von vielleicht zwanzig Jahren, in denen hier der Jugendstil blühte. Auf alle Fälle sind es schmucke Gebäude und manchmal bieten sie auch eine schlüssige und überzeugende Symbolik. So verstecken sich neben dem symbolträchtigen Lebensbaum an einer der bekanntesten Fassaden auch eine Eule und ein Eichhörnchen. Nur mit den beiden Tugenden Weitsicht und Fleiß kommt man zu etwas. Zumindest in der alten Hansestadt.

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Und wenn wir schon bei den schönen Dingen des Lebens sind, soll auch die Kulinarik nicht fehlen. Riga, überhaupt die baltischen Länder, überzeugen mit einer fantastischen Küche. Es muss ja nicht immer Neunauge in Aspik sein, ein feines Dessert kann auch lange in Erinnerung bleiben. Die Küche jedenfalls ist jung und frisch. Und es macht viel Spass zu probieren! Der Köchin scheint es offensichtlich auch Freude zu machen, ihre Gäste zu bewirten. So soll’s doch sein!IMG_8577
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Meine Lieblingsbar ist das Cuba Cafe. Eine gute Kneipe mit guter Musik und dem angeblich besten Caipi im ganzen Baltikum.
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Auf alle Fälle lohnt es sich, auch mal ans andere Ufer zu schauen. Etwa nach Kipsala, wo man im Restaurant Osta bei obiger Dame nicht nur hervorragend speisen kann, sondern auch den Blick auf Riga genießen kann. Überhaupt ist es dort recht nett und wie so oft in Riga auch sehr gegensätzlich und sich doch ergänzend. Die alten Holzhäuser, der dörfliche Charakter und das moderne Ambiente bilden einen charmanten Kontrast. Wie gesagt, es sind nur wenige Schritte zwischen den Bildern. Der Oldtimer, der Gott weiß wie lange schon hier vor sich hinrostet, ist ein Buik!

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Und auf die Frage, ob Riga denn nun recht teuer sei, gibt es eine klare Antwort. Kommt drauf an! Schnäppchenjäger können hier durchaus auf ihre Kosten kommen 😊

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