…die Nordhänge ihre ganze blühende Pracht. Es ist heute der vielleicht schönste Anstieg hoch aufs Joch. Sattere und artenreichere Bergwiesen wird man wohl kaum finden können. Das Zeitfenster ist perfekt und so kann man es heute genießen, langsam nach oben zu steigen.
Und das wievielte Joch ist es eigentlich, über das wir wandern? Egal, denn heute steigen wir nicht bei Sturm oder Nebeltreiben, sondern es reißt auf. Zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort. Freier Blick auf die Südkette mit den Sarner Alpen und im Hintergrund die Dolomiten mit Geissler, Sella, Langkofel.
Was keiner weiß – es droht der lange Abstieg. Aber erst einmal gibt’s eine Sonnenpause und dann – geht leider nicht anders – heißst es runter, runter runter. Aber auch hier ist irgendwann Schluss und dann ist auch wieder alles im Lot.
…bläst und die Temperatur stürzt, dann ist es Zeit für etwas Entspannung. Obernberg ist definitiv der richtige Ort dafür auf unserem Weg gen Süden. Das Wetter ist übersichtlich, also kann man auch mal einen Sauna- und Erholungsnachmittag einlegen. Dann passt es doch perfekt, wie man sehen kann.
Und für alle, die doch einmal am Blaser vorbeischauen, hier noch ein Input:
…ist ein Gipfel zwischen Stubai und Trins und gilt als der blumenreichste Berg Tirols. Nachdem, was wir heute gesehen haben, könnte es stimmen. Aber der Blaser hat auch seinen Namen zu Recht. Denn der Anstieg ist durchaus steil, man kommt ins Blasen und recht viel mehr als heute an der Blaserhütte kann es eigentlich auch wettertechnisch nicht blasen, ich meine natürlich regnen und stürmen. Aber so ein „Blas“ (soweit ich mich erinnere, nennt man es so, wenn Wale auftauchen und eine Fontäne blasen) geht auch schnell wieder vorbei. Und dann kommt doch kurz die Sonne. Ebenso wie wir heute am Blaser angeblasen wurden, wurde dann die Nationalmannschaft weggeblasen. Dabei haben wir uns so beeilt, rechtzeitig zum Anblasen in der Unterkunft zu sein. Fast könnte man meinen, der Tag könnte einem auf die Blase schlagen. Zumindest laufe ich trotz Blaser auch am 4. Tag immer noch blasenfrei. Gottseidank. Jedenfalls gilt: im Regen fotografiert man nicht so oft. Deswegen gibt es heute nur die eher wenigen, dafür umso blasen- bzw. tropfenfreien Sonnenmomente…
…gibt Kraft und die mag man brauchen. Immerhin sind es knapp 20 Kilometer und entsprechend eben auch ein auf und ab, das es heute zu bewältigen gilt. Aber es geht ruhig und beständig dahin, ohne große Hektik und vor allem ohne großen Gipfelstress. Macht Spass und so kann man entspannt wandern. Macht den Kopf frei und man kann genießen. Auch den Knödel, denn der ist schon bald wieder „abgelaufen“.
Und immer wieder phantastisch mag es sein, wenn wir den ersten Blick ins nächste Tal genießen. Vor uns liegt der Altar Tirols, die Serles am Eingang zum Stubaital.
Aber auch am Wegesrand liegen die Schönheiten und an Knabenkraut mangelt es definitiv nicht. Schierer Überfluss mag einem da durch den Kopf schießen. Gefleckt, lila, weiß…alles da. Und heute zum ersten Mal im Bergwald eine kleine Besonderheit – siehe unten. Wer mehr über diese blasse, unscheinbare und nicht verblühte Schönheit wissen will, findet es hier https://de.m.wikipedia.org/wiki/Vogel-Nestwurz
…sich an so einem Morgen, wenn man gegen 5.30 aus dem Fenster schaut? Alpenüberquerung bedeutet ja nicht gleich Schönwetterwandern, aber ein bisserl trostlos mag’s einem ja schon ums Herz werden. Und wenn dann die nächsten Tage auch noch… Aber wie so oft spielen sich die nächtlichen oder frühmorgendlichen Plagegeister stärker auf, als sie in Wirklichkeit sind. Und dann beginnen wir einfach mit unserer Tour und gut ist’s und aus dem Taxi mach ich noch schnell ein Foto vom regenverwischten Isarflimmern.
Aber m Leben heißt es auch immer wieder „comes rain, comes shine“ und nach der Einkehr zeigen sich die Wettergötter einsichtig und der Weg gen Zirl weitsichtig. Panoramapause ist angesagt, wenn der Himmel aufreißt! Und am Schluss haben wir dann doch wieder alles richtig gemacht 😉
Und wer weiß‘ – vielleicht hat ja der kurze Stop an dem kleinen Martel seine wundersame Wirkung gezeigt. Ich bin zwar skeptisch, aber…
…oder zwischen die Alpen hindurch. Unser Weg gen Süden von Garmisch nach Sterzing schlängelt sich wunderbar durch Wetterstein und Karwendel. Der stärkste Blick des Tages ist kurz vor Mittenwald. Es erinnert fast ein bisserl an eine japanische Tuschzeichnung, so wie dieser wunderbare Baum vor der mächtigen Wand des Karwendel steht. Stille Momente an einem wunderbaren Tag, an dem der Blick nicht den großen Gipfeln, sondern der Natur am Wegesrand gilt.
Kann man hoch im Norden, weit entfernt von Italien und Frankreich, überhaupt eine aufstrebende und dynamische Feinschmeckerregion erwarten? Definitiv! Entlang der Ostseeküste reihen sich in Estland und Lettland feine Adressen. Mit hoher Qualität, ausgezeichneten Kombinationen und einer charmanten, ungezwungenen Art, die Gerichte selbstbewusst zu präsentieren. Der White Guide Nordic ist so etwas wie die hohe Bibel des guten Geschmacks für die nordischen Länder. Er bringt es auf den Punkt: „Es gibt keine bessere Zeit als jetzt, um Restaurants im Baltikum zu besuchen!“
Tallin – die mittelalterliche Gourmetmetropole
Tallin, das baltisch-deutsche Reval, liegt am Finnischen Meerbusen. Die meisten Besucher kommen wegen dem mittelalterlichen Stadtbild. Nur wenige Städte im nördlichen Europa haben es über die Wirren der Jahrhunderte geschafft, ihr mittelalterliches Erscheinungsbild so zu erhalten. Kopfsteingepflastert lockt die Altstadt mit zahlreichen Cafés und Geschäften und historischen Bauwerken wie dem dicken Verteidigungsturm Kiek in de Kök aus dem 15. Jahrhundert. Der Rathausplatz Tallinns wird vom dem im 13. Jahrhundert errichteten gotischen Rathaus dominiert. Kirchen und alte Giebel- und Gildehäuser zeigen frühen Reichtum. Nur wenige Minuten Luftlinie entfernt prunkt Schloss Katharinenthal, von Peter dem Großen für Katharina I. im damals russischen Tallin erbaut. Es gibt genug zu sehen und schon beim ersten Bummel durch die Stadt fällt auf: In Tallin liebt man Restaurants, Cafés, Weinstuben, Bierkneipen.
Der White Guide ist so etwas wie der Guide Michelin des Nordens. Er vergibt jährlich das Ranking der besten Restaurants Nordeuropas. Im Vergleich zum Vorjahr hat das Baltikum einen Quantensprung gemacht: Waren es im letzten Jahr nur 60 ausgezeichnete Restaurants im gesamten Baltikum, so sind es in diesem Jahr bereits 114 allein aus Estland. Vier Restaurants in Tallin haben es in die Top 10 geschafft. Wie schon fast immer das NOA Chef´s Hall von Tõnis Siigur, das temporäre Alexander´s Cheftable in den Wintermonaten (und das „Stammrestaurant Alexanders auf Muhu), das Gourmet Coffe Restoran Juur und das junge Team des Restoran Ö. Die Spitzenreiter haben ihren Preis und setzen hohe Vorgaben. Viele ambitionierte Restaurants folgen mit erfreulich preislichem Abstand auf sehr hohem Niveau. Ein Beispiel dafür ist das Restaurant CRU, immerhin die Nummer 17 im White Guide, mitten in Tallins vielbesuchter Altstadt. Ein Drei-Gänge-Menü ab 35 € – das ist mehr als reell. Kombiniert mit heimischen Produkten bester Qualität. Nicht nur Pilze, Beeren oder Wild, sondern eben auch Gemüse und Obst, manchmal sogar vegan. Begleitet von überraschenden Weinkarten, wird eine Küche kredenzt, die sich oft vielseitiger und kosmopolitischer präsentiert, als man es vom hohen Norden erwarten mag. Liegt es an der Region, der alten Tradition der Hanse, sich dem Fremden zuzuwenden, oder an der Kreativität der Jungen? Erfrischend ist, dass nicht nur französische oder italienische Einflüsse spürbar sind, sondern im gleichen Atemzug asiatische und nordische im ausgetüftelten Cross-Over mit der einheimischen Tradition. Da kann schon mal Kokos und nordisches Wild sich auf einem Teller treffen, Zander in Molke baden oder Lamm in der Salzkruste sich verstecken. Deftiges und Feines, Leichtes und Schweres, Fisch aus Meer und See, für uns ungewohntes Fleisch vom Wild, Elch, manchmal sogar Bär. Eine phantastische Palette, die es zu erkunden lohnt. Aber auch die Tradition hat ihren Platz. Ein gutes Beispiel dafür ist das Café Maiasmokk in der Altstadt. Es ist eine Institution in Tallinn und das seit mehr als 210 Jahren. Gekrönte Häupter nicht nur vom Zarenhof kamen hierher, um das beste Marzipan im gesamten baltischen Raum zu genießen.
…Baltisch-deutsche Adlige lebten durchaus mit Stil und Komfort. Einige der herrschaftlichen Güter sind restauriert und zu noblen Herbergen umgestaltet. Ein Höhepunkt sind die drei Landgüter Palmse, Sagadi und Vihula im heutigen Nationalpark Lahemaa, rund 80 Kilometer östlich von Tallin. Palmse geht zurück bis ins 13. Jahrhundert, das einstmals deutsch-baltische Anwesen bietet neben feudalen Gutsherrenprunk auch eine eigene Brennerei. Schließlich verdiente man in gutsherrlichen Zeiten sein Geld mit Kartoffeln und Wodka für Russland. Sagadi datiert zurück bis ins 14. Jahrhundert. Im Gutsrestaurant findet sich neben traditionsreicher estnische Kost auch Bärensteak. Der Höhepunkt aber ist definitiv das Landgut Vihula. Eine Nacht im weitläufigen Anwesen, der Bummel durch den Park und am Abend ein delikates Menü. Vihula Manor verfügt über eines der besten Fine-Dining Restaurants in ganz Estland. Stilecht befindet sich das Restaurant im ehemaligen Ballsaal des neuen Herrenhauses. Es ist aber noch Platz nach oben!
Auf der Insel Muhu (Mohninsel), eine der 1517 Inseln vor Estlands Ostsee, welche die Balten Westsee nennen, wartet Pädaste Manor – Estlands einzigartiges Hideaway Resort. Der Holländer Martin Breuer und der Este Imre Sooäär übernahmen 1996 das historische Landgut, das seit den 80er Jahren leer stand. Heute ist es als Resort & Spa zum Tophotel im Baltikum aufgestiegen. Das Restaurant Alexander (im Winter als Alexander´s Cheftable in Tallin) ist die Nummer fünf im Baltikum. Immerhin im Paketpreis inklusive Übernachtung und Dinner ab 170 € pro Tag zu haben. Wer den feinen und auch preislich gehobenen Abend scheut: Es gibt auch ein Tagesrestaurant! Ein Erlebnis der anderen, einfacheren Art ist das nur wenige Kilometer entfernte Restaurant Nami Namaste der finnischen TV-Journalistin und Kochbuchautorin Sikke Sumari. Das Landhaus, in dem sogar schon der Präsident Estlands nächtigte, ist kein Palast, sondern ein stilvoll renoviertes Bauernhaus mit charmant einfachem Luxus. Und die Küche ist ein Gedicht der Frische. Sikke ist mit ihren Kochshows im finnischen TV eine Berühmtheit. Unterstützt wird sie im Sommer von dem Holländer Albert Veenendaal. Gemeinsam präsentieren sie traditionelle estländische Küche mit italienischem Input. Aus dem eigenen Garten, immer alles frisch und mit viel Ruhe zubereitet.
…von Muhu sind es über Pärnu rund 250 Kilometer bis in Lettlands Hauptstadt Riga. Auch hier dominiert in der Altstadt das Mittelalter. Doch diesmal ergänzen sich die finsteren Mauern mit viel feinem Jugendstil. Rigas Jugendstilviertel rund um die Alberta iela gehört zum Feinsten, was Europa an Jugendstilarchitektur zu bieten hat und kann sich mit Paris oder Prag messen. Rund um die fein verzierten Bürgerhäuser lohnen gehobene und feine Genüsse. In einer Jugendstilwohnung residiert der exklusive Schuhladen Madam Bonbon, direkt daneben der Tabakladen Alberta´s Pipe Salon, in dem man edelste kubanische Zigarren und teuren armenischen Cognac genießen kann. Nur zwei Straßenecken weiter liegt das Beste aller guten lettischen Restaurants, das Vincents. Es war 2018 die Nummer zwei im Baltikum. Im Gästebuch des Vincents findet man US-Präsident Georg Bush, Prinz Charles und Elton John. Wem dies zu edel ist, dem seien ein paar andere kulinarische Erlebnisse empfohlen: Das 3 pavaru restorans an der Torna iela serviert feine Kost mit einem kulinarisch künstlerischen Tischgemälde. Danach sollte man ins Café Rienzi gegenüber dem Hotel Steigenberger wechseln, um Kokos-Mandel- oder Blaubeertrüffel probieren. Die Bäckerei und Konditorei Rigensis in der Tirgonu iela vereint traditionelle lettische Brotkunst mit feinsten Hausmachertorten. Rigas Markthallen hinter dem Bahnhof sind ein Muss für jeden Foodie. Und wenn man einmal richtig gut und einfach baltisch-russisch essen will, dann gibt es nur eins, das Pelmeny in der zentralen Kalu iela. Es wird in den Bloggs gefeiert, „best place ever!“, und mit bis zu 5 Sternen dekoriert. Eigentlich ist es ja so eine Art Fast-Food-Kette, aber die legendären Teigtaschen, die russische Variante der schwäbischen Maultaschen, sind gebraten oder gekocht, mit Schmand oder Tomaten, ein Gedicht. Der Preis auch, denn mehr als drei, vier Euro wird man hier kaum ausgeben.