Die ganze bunte Vielfalt…

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… Südindiens zeigt sich schon am ersten Tag. Eigentlich ist es dank Zeitverschiebung zu früh, um sich am wichtigsten staatlichen Feiertag (26.1. Republic Day) nach draußen zu begeben. Noch sind die Glieder schwer, der Kopf vernebelt und die Augen nehmen nur einen milchigen Schein wahr. Aber Indien ist großes Kino und mit solch einem „vernebelten“ Blick geht es also nach draußen. Rein in die bunte und vielfältige Welt der krassen Gegensätze. Hier der für uns viellicht etwas kitschig wirkende Tempel für Shiva und Parvati, das himmlische Götterpaar. Doch wenige Schritte entfernt, das alte, kleine Haus mit der beschütztenden Gottheit Ganesh, Shiva’s und Parvati’s ältestem Sohn, am Gartentürl. Indien ist das Land der Vielfalt und der Gegensätze, die schon so weit auseinanderliegen, dass sie sich in der Unendlichkeit wieder treffen. So gegensätzlich Indien scheinen mag – es ist eine kompakte Einheit.

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Da würden unsere Politiker staunen ob der mythischen Urkraft, die Indiens Politikern innewohnt. Das Grab des ehemaligen Premierministers von Tamil Nadu, schmuck am Marina Boulevard am Strand gelegen, ist heute ein Pilgeort für die ganze Familie. In langen Schlangen warten die, tja was soll man nun sagen, die „Gläubigen“?, um drei Mal ihr Ohr an den Marmoraufbau zu legen und andächtig zu lauschen. Ob denn nun der gute Mann selbst im Tod noch tröstende Worte finden mag? Ich hab‘ leider nichts gehört, war aber beeindruckt ob des einfachen und direkten Vertrauens in solch einen fadenscheinigen Berufsstand.

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Und falls jemand meint, der Strand in Rimini oder am Wesslinger See sei überfüllt und übervölkert, der mag gerne am Marina Beach sein Weltbild zum Thema Traumstrand wieder zurechtrücken. Das Schwimmen in freien Gewässern ist in Indien nicht unbedingt als Lieblingssport bekannt, fast keiner der gut halben Million Strandgäste am heutigen Feiertag kann schwimmen, nur eine Handvoll mutigster und verwegenster Recken wagen sich bis zur Hüfte ins Wasser, um dann eher unterzutauchen, wie es die Religion verlangt. Also Fakt: Geschwommen ist keiner. Aber ein rießen Spaß war es trotzdem für alle und der Blick aufs Meer ist ja auch schon was. Der kurze Pferderitt im Schritttempo am Strand ist für die meisten ein schon zu teueres Vergnügen. Es sind zwar wirklich nur Pfennige, bzw. Cents, aber auch das ist Wirklichkeit. Die soziale Schere klafft.