Zwischenhoch im…

…Regentief. Mittwoch Nachmittag war mal ein paar Stunden Sommmer.

Der Sonnenuntergang am See war dann an diesem Mittwoch inklusive.

Es ist wichtig, es zählt! Eine Ausstellung…

…mit einem ungeheuren, wenn man den wieder neu in die Mode gekommenen Ausdruck nehmen darf, „Wumms“. „Sheela Gowda – it matters“ im Münchner Lembachhaus ist für jeden, der einmal in Indien war und der Indien liebt, mehr als eine Ausstellung mit raumfüllenden Objekten, sondern es ist eine spirituelle Reise zurück in vergangene Tage zwischen ungeheurem Lärm, Dreck, Menschenmassen, Elend, seltsamsten Gerüchen und einer dichten, den Atem stocken lassenden Schönheit und Spiritualität. Sofort, schon beim ersten Blick auf das komplexe System der Installationen, wird deutlich, dass Gowda ihre ganze Intensität in dieser Ausstellung verdichtet. Man ist sofort gefangen, hinweggebeamt in diesen einen, anderen, so gegensätzlichen Kontinent. Man möchte am liebsten sofort den Koffer packen und aufbrechen, um all dies noch einmal mit dieser gerade gespürten Intensität aufzunehmen und einzuatmen. Sofort erscheinen auf dem inneren screen Bilder aus New Delhi, vom Taj Mahal, Rajastan…nein, nicht die Sehenswürdigkeiten und Schönheiten, sondern die alltäglichen Impressionen, denen man so unfertig und unvorbereitet gegenübersteht. Dichter und ergreifender kann Indien und seine ganze Vielfalt wohl kaum in einen Ausstellungsraum gezaubert werden. Eine Ausnahmekünstlerin, die mit ihrer herzenswarmen, sympathischen Ausstrahlung den Besucher verzaubert. Gleich am Anfang an der schiefen Rampe „Where Cows Walk“, die extra für München geschaffene Installation.

Holy Sh… streift es durch den Kopf, aber genau das ist es: Indiens urtiefe Spiritualität kombiniert mit einer grenzenlosen Armut und der souveränen Leichtigkeit, doch alles in ein ergreifendes Kunstwerk zu erheben. Sofort kommen die Gedanken wieder an indische Malerei, an kunstfertige Steinmetzarbeiten, an das Taj Mahal. Gowda, die niemals den lebensnotwendigen Bezug zur überall herrschenden sozialen Ungerechtigkeit verliert und sich nicht die Blöße gibt, nur dazustellen, weckt mit einfachsten Mitteln und Verdichtungen das Gewissen. Das ausgestellt Taj Mahal aus schwarzen, plattgewalzten Blechen und Ölfässern wird zum „Darkroom“, einer für uns nicht greifbaren Zuflucht. Wer einmal in Indien die bitterst armen Straßenarbeiter aus Bihar am Wegesrand gesehen hat, kann sich vorstellen, dass so ein Taj ein Schloss ist, in dem die Sterne von der Decke funkeln…

Schlendert, sofern man in so einer Ausstellung von schlendern sprechen mag, man durch die 200 Küchenmörser aus Granitblöcken, ist man vollends aus dem Raum genommen und hat sofort das ganze Spektrum der geruchsintensiven Assoziationen an Indiens Bazare und Küchen im Kopf und in der Nase. Der Duft von Curry und Kurkuma, Ingwer, Senfkörnern, Chili…die ärmlichen Küchen mit Lehmofen vor den Hütten, die Frauen in bunten Saris, die am Boden kauern und das Feuer anblasen und mit kurzem Blick den Vorbeigehenden wahrnehmen und willkommen heißen …nein, es ist keine billige, schillernde Reiseromantik, die einen beim „Schlendern“ befällt, sondern der tiefe Respekt vor einem wunderbaren Land und seinen Menschen, die mehr als nur oft in einer gänzlich unmenschlichen Situation überleben müssen. Mit einem ungeheuren „Wumms“ und einer sakralen Dichte holt Sheela Gowda diese Widersprüche in das etablierte München mit seinem manierierten Kunsttempel und dem angeschlossenen goldenen Cafe. Geht´s noch, mag man bei sich denken, und lässt das Cafe links liegen. Viel krasser könnten die Gegensätze kaum sein und selbst wenn man indienstyle nur Tee aus der Untertasse trinken würde – hier würde er jetzt nicht schmecken. It matters!

„Da dachten wir, sind wir…

…drüber hinweg,“ meinte Manuel Spieth, der Chef vom Herrenhaus in Hütscherode. Wir möchten doch bitte vom Frühstück auch für untertags mitnehmen, was wir bräuchten. Semmel, Käse, Wurst…“Bitte gerne auch das Abgepackte, alles muss entsorgt werden.“ Tja, das ist der vielleicht bittere Tropfen, den Corona und die neuen Hygieneregeln fordern. Ich finde, ein Frühstück am Platz ist zwar angenehmer als ein dränglerisches Buffet, aber die andere Seite sind die strengen Auflagen. Und die machen es den Gastgebern wirklich nicht leicht, den Betrieb am Laufen zu halten. Dass alles, was man vom Frühstück zwangweise übriglässt, entsorgt werden muss, ist schon irgendwie schräg. Also haben wir uns einfach noch zwei Semmeln für unterwegs geschmiert. Fast wie in alten Zeiten…

Der goldene Reiselöffel…

Eisenach -Wartburg

…von Martin Luther auf der Wartburg ist vielleicht ein ganz gutes Symbol für das Reisen in unseren Tagen. Zu Zeiten Luthers war das Reisen sicherlich nicht ungefährlicher und wenn man schon einen eigenen Reiselöffel mitnehmen musste, hatte man damals schon Ansätze eines Hygienekonzepts. War wahrscheinlich auch notwendig. Wir sind jetzt fast eine Woche auf Recherche unterwegs, quer durch Sachsen und Thüringen nach Hessen und Bayern, zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Auto. Wir haben privat und in Hotels übernachtet, sind eingekehrt, haben in Restaurants gegessen, waren in Ausstellungen, haben Sehenswürdigkeiten besichtigt, waren auf Trails und Pfaden, im Wald, am Fluß und in der Stadt. Knallhartes Fazit: Es tut gut und es funktioniert. Und zwar fast immer unkompliziert entspannt. Es ist manchmal einen Ticken langsamer, weniger dicht und deutlich achtsamer, was der Kunst des Reisens aber keinen Abbruch tut. Um ehrlich zu sein, so entspannt waren wir schon lange nicht mehr unterwegs. Chapeau für all die geplagten Gastgeber, sie bemühen sich wirklich für ihre Gäste mehr als außerordentlich um Wohlbefinden und guten Service. Vielleicht hat hier Corona tatsächlich für etwas mehr Achtsamkeit gesorgt. Ach ja…der Löffel. Ob nun der goldene oder überhaupt, den Löffel, den geben wir bestimmt nicht ab. Den brauchen wir noch für unsere Entdeckertouren.

Entdeckertouren am…

… 51. Breitengrad oder toskanische Tage an Saale und Unstrut, der „Toskana des Nordens“. Eigentlich bin ich gekommen, um den jungen, feinen Weinen an Saale und Unstrut etwas Aufmerksamkeit entgegenkommen zu lassen. Da haben sich nämlich zwischen Freyburg, Naumburg und Bad Kösen ein paar junge und sehr talentierte Winzer zusammengetan, um unter dem Motto 51. Breitengrad ihren außergewöhnlich feinen Weißweinen etwas mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Es ist eine junge Garde von Winzern, die gerade mit viel Talent und viel gemeinsamer Symapthie füreinander fast aus dem Nichts ein äußerst beachtliches Weinbaugebiet schafft. Ihre Vorgängergeneration hatte noch im versteckten, höchst privaten Keller versucht, dem realsozialistischen Wein oder dem pappsüßen Rotkäppchensekt zu entkommen und hatte insgeheim gekeltert. Nach der Wende entstanden zum Teil ohne Vorkenntnisse und Ausbildung die ersten privaten Kellereien rund um Freyburg. Die Söhne und Töchter gingen dann auf die speziellen Schulen und auf internationale Seminare und sind mit viel Know-how und inspirierender Energie zurückgekommen. Jetzt trumpfen sie auf. Frisch, ausgewogen, feinst abgestimmt, jung, moderrn und eine absolute Bereicherung in der scheinbar so festgefügten deutschen Weinlandschaft. Ein absolutes Highlight mit höchstem Genuss. Ob nun bei Zahn, bei Hey oder bei Böhme&Töchter (was für ein schöner Name), bei Pawis oder Kloster Pforta – was in die Flasche gezogen wird, ist seinen Preis wert. Klein, fein, ausgesucht. Aber genau das ist es ja, was Kunst von Masse trennt.

Aber zwischen Saale und Unstrut gbt es weitaus mehr zu entdecken, als nur die fantastische junge Weinkultur. Die beiden mehrtägigen Radwege entlang von Saale und Unstrut sind hervorragend ausgebaut, entspannt und fast hügelfrei abzuradeln und bieten immer wieder viel Kultur. Ein absoluter Höhepunkt ist die Himmelsscheibe von Nebra, die leider im modernen Museum von Nebra nicht zu finden ist. Diese erste bildliche Darstellung des Firmaments ist nämlich in Halle und in Nebra wird zwar viel von der Himmelsscheibe erzählt, aber selbst eine gute Kopie ist nicht per se ausgestellt. Na ja, kann man ja mal drüber nachdenken. Trotzdem ein lohnendes Ziel, denn das archaische Wissen um die Sterne und das Firmament sind spannend genug. Der Bogen jedenfalls von der über 3000 Jahre alten Himmelsdarstellung, den Pleiaden und den Sonnenzyklen hin zum maskentragenden Betrachter ist schon eine Reise für sich wert.

Es war auch das erste Mal seit der Quarantäne, dass ich wieder im Hotel und im Restaurant war. Jan Kannetzky hat wie viele andere versucht, über die harten Tage zu kommen, hat umgestellt und Konzepte umgesetzt und hat es verdient, das die Gäste wiederkommen. Wir haben uns sehr aufgehoben gefühlt, alless war bestens organisiert und tiptop und die Freude über die ersten mutigen Gäste war deutlich spürbar. Hand aufs Herz, uns hat es ausgesprochen gut gefallen und es war schön, wieder einmal on the road zu sein. Auf Entdeckertour zum Radeln, Genießen und Entspannen. Ich bin mir sicher, spätestens Frühsommer 2021 sind wir mit unseren http://www.entdeckertouren.com vor Ort. Versprochen.

Und die „Toskana des Nordens“ – stimmt so ein bisserl. Aber wir wissen ja, was sich clevere Touristiker so manchmal ausdenken, muss nicht immer ganz stimmen. Für mich hätte die Region es gar nicht nötig, sich an die überfüllte Toskana anzulehnen, denn es passt auch so. Regional, sympathisch und überzeugend. Und wenn man eine Flußlandschaft hat, die sich Blütengrund nennt, dann ist das doch schon die halbe Miete…

Nicht nur…

wegen black lives matter, sondern weil eben so manches momentan im argen liegt. Nicht nur in Amerika, sondern auch bei uns. Denn ganz so fern ist das Arge auch bei uns nicht. Und solange Herr Zuckerberg für Herrn Trump facebook freihält und ihm nicht wie andere bisweilen einen Antihassriegel vorschiebt, brauche ich facebook sicher nicht, um etwas mit zu teilen