Salam Nawrus…

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…mindestens gefühlte fünfhunfdert Mal habe ich heute erzählt und erklärt, woher ich komme, warum und wieso, und das es eine große Ehre ist, am Nawrusfest, dem Frühlings- oder Neujahrsfest teilzunehmen. Während der Sowjetzeit war dieses Fest, das in ganz Zentralasien gefeiert wird, verboten.
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Heute ist es ein Paradelauf usbekischer Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Selten erlebt man so eine ehrliche und aufmerksame Freude, dass man als Gast willkommen ist und die Gastgeber, eben die Bewohner von Samarkand, wirklich freuen, dass man zu diesem Fest kommt. Respekt und herzlichen Dank an diese lieben Menschen.

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An hunderten, vielleicht tausenden von kleinen und großen Ständen zeigen Schulen, Studenten, Organisationen, Handwerker ihre „Frühlingsgrüße“. Am beliebtesten sind natürlich die Essensstände, an denen das nationale usbekische Reisgericht Pilav ausgegeben wird. Manchmal auf Papptellern, manchmal auf fein gedeckten Tafeln. Der Andrang jedenfalls ist immer riesengroß!

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„Ein wilder Geist muss in deinem…

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…Herzen wohnen“, um ein echter Buzkashi-Reiter zu werden. So oder so ähnlich sagt es zumindest ein usbekisches Sprichwort und wenn man einmal bei so einem Reiterspiel dabei war, glaubt man es aufs Wort. Rund 75 kg wiegt der mit Salz gefüllte Ziegenbalg, den es in den Zielkreis zu bringen gilt. Es ist ein wilder Galopp, 50,60,70 Reiter auf einem Haufen, die Pferde steigen hoch, es wird mit der Peitsche nicht nur auf die Pferde geschlagen, sondern auch gerne im Getümmel mal nach links und rechts. Den Ziegenbalg vom Boden aufzugreifen, umgeben von Pferdehufen im wildesten Getümmel, das ist nichts für zart besaitete Seelen. Stimmt also, eine gehörige PortionTeufelsmut gehört einfach dazu.

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Natürlich bedarfs es auch einiges an Pathos, denn schließlich sind die Buzkashi-Reiter ja auch Helden. Inzwischen ändern sich die Gewohnheiten und die Frauen bevorzugen eher Männer mit einem Auto als einem Pferd, aber der Wilde Osten, der Wilde Westen – so groß ist der Unterschied nicht. Zumindest bei den Reiterspielen. Also ein großes Spektakel, bei dem wir plötzlich als einzige Fremde auftauchen, zum ersten Mal überhaupt. Das ist schon eine große Ansage durch den „Stadionlautsprecher“ wert und alle begrüßen uns mit einem herzlichen Salam. Und einem liebenswerten Schmunzeln aus dem sicheren Lastwagen. Denn die Reiter nehmen im Pulk und Galopp keine Rücksicht, wer wo steht. Egal ob er nun aus Usbekistan oder Germania kommt. Da heißt es dann schnell sein, wenn sie auf dich zukommen. Und das so eine Veranstaltung reine Männersache ist, dürfte wohl klar sein. Schließlich sind wir ja in Usbekistan.
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Ein Tag in Buchara, der…

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..einmal den nicht so bekannten Orten gehört. Es sind noch unzählige Koranschulen und Moscheen, die es zu entdecken gibt. Die meisten davon aber sind stark verfallen und nicht betretbar. Trotzdem gibt ein Rundgang, von der geschlossenen zweiten Synagoge über den jüdischen Friedhof vor den Toren der Altstadt bis hin zu den kleinen, unscheinbaren Medressen, einen sehr guten Überblick, welch herausragende Rolle Buchara einstmals in der islamischen Gelehrsamkeit innehatte.

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Wie nahe Kunst und Architektur in der islamischen Welt beieinander liegen. Der Kupferteller wird zwar aus rein touristischen Gründen getrieben und soll baldmöglichst verkauft werden, aber trotzdem – er ist Handarbeit und fein gearbeitet.

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Auch das über 5000 mal gefaltete (7 Schichten, drei mal gefaltet, sind 21 Schichten, diese drei mal gefaltet…)  Damaszenermesser, dass ich heute in der Hand hatte, zeigt, wie ausgeprägt die Handwerkskunst noch ist. Hatte nur grade erstaunlicherweise keine 300 Euro für ein Taschenmesser übrig. Und trotzdem konnte ich nicht wiederstehen und hab mir dann eine schmucke Kleinausgabe geleistet. Namensgravur inklusive.

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Und ganz zum Schluss: Bilder erzählen nicht immer die ganze Wahrheit, sie sind lediglich ein Ausschnitt oder eine Momentaufnahme, die wir in unserem Kopf nur zu gerne in unsere vorgefertigten Muster ergänzen. So möchte man glauben, das Mädchen fege alleine die Strasse – natürlich, wir sind ja in einem islamischen Land, da ist das ganz normal… Na ja, um ehrlich zu sein, der Bruder war mit Gieskanne und Besen zwanzig Meter weiter ebenfalls am kehren. So einfach und so anders ist es manchmal. Nicht nur in Usbekistan.

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Der Bazar von Buchara…

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…ist ein echter Markt, kein Touristenbazar. Hier werden vorwiegend lokale Produkte verkauft, für die Leute vor Ort, und keine Souvenirs „made in China“ für Touristen aus allen möglichen Destinationen. Genau das ist es, was den Markt von Buchara so reizvoll macht. Er ist zwar neu und vielleicht weniger pittoresk als die Bazare im Iran oder in der Türkei, aber er ist eben echt. Und den Geburtstag vom Großvater im Essensbazar mit einer langen Tafel von Verwandten und Freunden zu feiern, hat style. Absolut.
Und manchmal hat man auch Glück, wie heute in der Freitagsmoschee. Der Sohn fotografiert seinen Vater, der Imam ist, in der Gebetsnische. Er legt ihm sogar der Schal richtig zurecht. Alles passt. Und weil ich grade daneben stand…

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Usbekistan – zwischen Schein und…

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… Wirklichkeit liegt ein himmelweiter Unterschied. Und so mancher schüttelt beim Wort Usbekistan nur den Kopf und meint „wie kann man nur…“ Aber wie so oft im Leben stimmen Schein, Vorurteil und Wirklichkeit nicht überein, und auch dieses Mal, im frühen Frühjahr und kurz vor dem zentralasiatischen Neujahrsfest Nawrus, erleben wir ein gänzlich anderes Usbekistan, als sich so mancher in seinem Kopf vorstellt. Eben keine wilden Gesellen (Filmaufnahmen), sondern sympathische, vorwärts blickende Menschen und eine ungezwungene und überaus freundliche Jugend, die dem Fremden (z.B. uns) mit viel Charme und Sympathie begegnet. Es ist doch immer wieder auch lehrreich, anderen Menschen zu begegnen und andere Lebensweisen erleben zu dürfen. Usbekistan hat viel zu bieten –  auch eine manchmal rustikale Charmeoffensive.
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Vor allem der Wechsel zwischen den beiden Welten, den russischen Reminiszenzen wie hier der Oper von Tashkent (leider gibt es an dem Tag keine Aufführung) und der islamischen Architektur der Seidenstrasse, ist immer wieder faszinierend und spannend. So manches ist noch im russischen Alltag stehen geblieben, so manches im islamischen Traditionsbewusstsein, so manches im Aufbruch und so einiges auch im sympathischen Chaos. Und genau diese Mischung hat viele spannende Erlebnisse und Begegnungen zu bieten. Beim Reisen ist es immer wieder spannend, herausgefordert zu werden.
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Apropo Herausforderung… Eine der wildesten Kneipen die ich jemals besuchen durfte, ist sicherlich der Highway-Stop zwischen Chiva und Buchara. Wim Wenders würde hier sofort mitten in der gottverlassenen Kyzylkum-Wüste einen Film drehen – gerne mit Harry Dean Stanton. Auch wenn es wohl kaum einen runtergekommeneren „Saloon“ geben mag – der Stop hier ist großes (Reise)Kino und es ist ein absolut gutes Shashlik, das Dilafrus, die „Lilie“ des Ostens, hier den wenigen Gästen, die sich trauen, zu bieten hat.

 

Da hat die internationale Tourismusbörse…


IMG_6503…am Ende dann doch noch was Gutes. Max Beckmann Welttheater im Museum Barberini ergänzt sich bestens mit der heutigen Zeit. Und wenn man so in die Welt blickt, muss man leider feststellen, auch heute gibt es ein riesen Theater und das Stück wird zunehmend schlechter. Da passt Beckmanns eindringliches Bild, das kurz nach dem Krieg entstand, und seine Familie in einer mehr als resignierten Stimmung zeigt. So“zeigt sich Beckmann noch in seinem Spätwerk in der Rolle des Reisnden, der das Welttheater mit den Mitteln der Kunst begreift.“
Potsdam hat also einiges zu bieten und war für mich als Kontrastprogramm zur ITB absolut perfekt.

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