Einfach, weil es manchmal nervt: Wahrheit, Güte, Notwendigkeit oder die drei…

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…Siebe des Sokrates. Aufgeregt kam ein Mann auf den Philosophen Sokrates zu und meinte.“Sokrates, ich muss dir was erzählen, weißt du, dass…“. Aber Sokrates wehrte ab und fragte den Mann, ob er denn seine Geschichte durch die drei Siebe habe laufen lassen. „Drei Siebe?“ – „ja, die drei Siebe!“ Das erste Sieb der Wahrheit: Entspricht die Nachricht der Wahrheit, hast du sie geprüft? Das zweite Sieb der Güte: Ist es etwas ethisch Gutes, das du zum Besten gibst? Das dritte Sieb der Notwendigkeit: Ist es wirklich notwendig oder wirklich nützlich, was du erzählst? Das kann man alles, wenn man sich nicht mehr so genau aus dem Griechisch-Unterricht daran erinnert, im Internet nachlesen. Bei der momentanen Schwemme an Filmchen, Statements, Posts, Nachrichten und sogenannten Fakten mag einem der Gedanke kommen, dass die drei Siebe des Sokrates gerade irgendwo unbeachtet in der Ecke liegen. Dafür haben sich der Hahn, das Schwein und die Schlange in den Vordergrund gedrängt mit „Ich alleine weiß es, ich bin es, ich will es und immer sind es die anderen…“ Verstärkend hinzu kommen die groben Pauschalisierungen, die im weniger schweren Fall polemisieren, im schwereren Fall diskriminieren. Meist beginnen solche Sätze mit Formulierungen wie: „Die Epidemiologen… die Politiker…die Journalisten…die Lehrer“. Von den drei Sieben ist da meist nichts mehr zu bemerken. Aber was dann kommt, ist oft im besten Falle nur heiße Luft oder bashing und hatespeech wie es im Facebook-Slang heißt. Wir befinden uns auch nicht in einem Krieg oder am Anfang einer weltweiten Machtübernahme, sondern in einer Krise, in der eine Gemeinschaft kollektiv agiert und reagiert. Die Verwendung derartiger Vergleiche hinkt nicht nur, sondern verbietet sich schon allein aus Respekt vor all denjenigen, die dieses Leid erfahren mussten. Ich möchte zudem nicht von irgendeiner suspekten Lichtgestalt als „Herdentier“ immunisiert werden, vielleicht sogar noch selektiert? Worte und Sätze sind mächtig und mit jeder Macht muss man verantwortungsbewusst umgehen und sie nicht einfach nur mal so rausblasen. Gemeinschaft kommt von einem engen „Wir-Gefühl“ und dem Gedanken, etwas gemeinsam zu schaffen. Es kommt nicht von ich, meiner, mir und mich.