Archiv für den Monat August 2018
Der Weg zum Fjord…
…beginnt mit dem Besuch der Kirche in Skaun und man sollte die Option, dass eine Kirche in Norwegen einmal geöffnet ist, wahrnehmen. Denn das ist nicht selbstverständlich. Es ist eines der vielen uralten Kirchlein mit mächtigen Mauern und schlichter Schönheit. Hier in Skaun, einem Ort, an dem der normale Norwegenbesucher wohl kaum vorbeikommen würde, gibt es einen original erhaltenen und nicht restaurierten Altarsockel aus dem 12. Jahrhundert. Und links und rechts vom Eingang zwei kleine Kammern. Das waren die Waffenkammern, denn in die Kirche durfte man sinnergweise nur unbewaffnet, was den wehrhaften Wikingerrecken sicherlich schwergefallen sein dürfte.
…führt natürlich erst einmal durch den Wald. Und zwar bergauf, und das ganz schön lange. Schon komisch, zum Meer aufzusteigen. Aber dann kommt er doch noch, der Abstieg, und unvermittel liegt dann der Fjord um die Ecke. Im Wald mache ich mir aber auch so meine Gedanken, warum die so naturverbundenen Norweger so viel Müll essen. Die Supermärkte sind voll mit Plastikessen, es gibt keine Bäcker, keine Metzger, keinen Milchladen. Da könnte man fast auf den Gedanken kommen, sich selbst zu versorgen. Preiselbeeren gibts jedenfalls genug.
Bei den Pilzen sollte man sich schon auskennen, ob Steinpilz Gallenröhrling, Panterpilz, Birkenpilz, Maronen oder was auch sonst. Sonst kann es auch ungemütlich werden! Eine Möglichkeit der Ersten Hilfe wäre dann die direkte Beatmung und Wiederbelebung mit dem Schuhtrockner. Dieses Gerät liebt man in Norwegen und ich denke, bei dem vielen Regen und Sumpfland macht es Sinn. Vor allem auch im Winter!
Aber dann kommt er doch der Fjord und das mit voller Wucht. Ohne Worte!
Gnadenhof – der Hof der alten Opel…
…hier in Segard Hol steht einfach ein 1962er Opel Coupe so rum. Dazu ein 63er, 65er, ein Opelkrankenwagen, dazu noch ein paar andere motorisierte Opel-Schüsseln, auch ein Kadett, alle altbetagt und etwas angegriffen, aber alle fahrbereit. Beim Coupe steckt sogar der Schlüssel. Heute abend sitzen wir im erlesenen Pilgerkreis im alten Hoftrakt aus dem Jahre 1650 und blicken über die Veranda auf den abendlichen Regen. Und das Coupe. Ist schon spassig, wo man manchmal landet, wenn man pilgert. Herr Add aus Å, der Hausherr von Segard Hol und Chef vom Coop, ist dann ohne größeres Trara den ganzen Abend noch mit uns durch die Wälder gebraust, leider nicht mit einem Opel, um auf Elkwatching zu gehen. Ich hatte ihn einfach nur gefragt, ob es hier Elche gibt. Na ja, war erfolglos, aber lustig. Manchmal denke ich mir, ich hätte nicht so viele Skandinavienkrimis lesen sollen. Aber dann passt’s immer wieder ganz fein. Überhaupt sind die Norweger ein ganz spaßiges Völkchen. Es dauert zwar immer etwas, bis sie auf Touren kommen und man selbst braucht auch seine Zeit, bis man den fein zisselierten Humor entdeckt. Aber dann wird’s manchmal wirklich richtig lustig. Auch ohne Alkohol.
Aber ich bin ja hier, um dem Olavsweg etwas nachzuspüren und heute habe ich die kommenden Herbstfarben entdeckt. Hier oben ist man ja der Zeit, bzw. der Jahreszeit etwas voraus und es dauert wirklich nur noch ein paar Tage, bis die Wälder in herbstlichen Farben leuchten. Die Birken fangen gerade mit dem Farbwechsel an. Also hier ein Herbstgruß aus Skaun – den Skaun ist ein Traum…